Vor vielen Jahren beschloss ich aus einer Laune heraus, mich auch bei diesem Twitter (heute: "X") anzumelden. Da saß ich gerade in einem ziemlich neuen Elektrotriebwagen der Tschechischen Eisenbahn, hatte WLAN und dachte mir, dass wohl »Schienenstrang« ein ebenso zwielichtiger, wie würdiger Name sei.
Viele Jahre später: ich sitze mit meiner damaligen Freundin in einem Wiener Kaffeehaus. Eine Frau kommt an unseren Tisch und fragt, ob es uns hier gefallen würde. Ich dachte: toll, dass sich hier die Chefin persönlich um das Wohl der Gäste bemüht, aber dann meinte sie zu mir: "Ich habe Sie erkannt. Gerade eben sagte ich zu meinem Mann: da drüben sitzt doch 1 Schienenstrang! Und da wollte ich gern mal Hallo sagen..."
Bis Ende 2019 war ich als Zugbegleiter und Lokführer für die Deutsche Bahn unterwegs. Follower brachten mir Apfelwein, Snacks und kleine Überraschungen an den Zug. In jenem Jahr war ich mit neun Freunden, die ich auf Twitter kennen gelernt habe, in der Slowakei unterwegs und inzwischen habe ich sehr sehr viele tolle Menschen kennen gelernt. Twitter verbindet - und ich versuche über unsere gemeinsame Interesse Eisenbahn dazu beizutragen, noch mehr Menschen für gepflegte Reisekultur zu begeistern.
"Im neuen Jahrtausend geht es in dieser Richtung weiter." (Foto: Marco Bereth)
Schon als Kind von der Eisenbahn fasziniert
Bei mir war das eine ganz klassische Geschichte: wir hatten kein Auto und also kannte ich gar nicht anderes, als mit dem Zug zu verreisen. Zu meinen ersten Erinnerungen gehören die Nachtzug-Fahrten auf die Insel Rügen, wo mein Papa als Bausoldat eingesetzt wurde. Wenn ich mit meinem Opa unterwegs war, las ich für ihn immer die Fahrpläne, denn er konnte die kleine Schrift nicht so gut lesen.
Manchmal durfte ich im Zug auch die Fahrkarten kontrollieren. Später schleppte ich stets mein dickes Kursbuch mit in die Schule, um meinen Mitschülern in der Mittagspause Verbindungsauskünfte zu geben. Diese leichte Verrücktheit habe ich mir bis heute gewissermaßen bewahrt. Entgegen anderer Freaks jedoch stehe ich nicht an den Strecken und warte auf das perfekte Foto, sondern sorge durch rege Nutzung der Züge dafür, dass sie auch weiterhin fahren.
"Im Übrigen beschneiden wir einem Bahnreisenden ja nicht das Recht, sich für viel Geld als 136. Hering in den Flur eines voll besetzten ICE zu quetschen.“ (Hartmut Mehdorn)
Vom Zugbegleiter und Lokführer zum Reiseleiter
Nach der Schule gab es für mich keinen anderen Gedanken: ich hätte es mir niemals verzeihen können, nicht wenigstens ein paar Jahre bei der Eisenbahn gearbeitet zu haben. Also absolvierte ich eine Berufsausbildung zum Kaufmann für Verkehrsservice und arbeitete später als Zugbegleiter in schwäbischen Regionalzügen. Und obwohl mir launige Durchsagen und der Kontakt mit den Kunden gut gefielen, ließ ich mich schließlich noch zum Lokführer ausbilden.
Fortan war ich fast den ganzen Tag allein auf dem Führerstand und steuerte Triebwagen und Lokomotiven bei Tag und Nacht durch die süddeutsche Provinz. Später versuchte ich mich noch an einem Studium der Politikwissenschaften, bevor ich als Zugchef zur Bahn zurückkehrte, diesmal zum Fernverkehr. Doch so schön diese Zeit war, sie ließ kaum Raum für meine Leidenschaft, das Bereisen diverser europäischer Länder mit dem Zug. Seitdem biete ich meinen Gästen von mir geführte Eisenbahnreisen an.
Kursbuch, Leitungswasser und #FensterAuf: mehr brauchte es nicht für 1 glückliche Kindheit.
Wenn ihr auch mal mit mir reisen möchtet, dann schaut gern mal in meinem
Jahresprogramm
nach. Natürlich begleite ich euch auch
individuell
auf einer eigens nach euren Wünschen zusammengestellten Eisenbahnreise. Und ich helfe euch gegen eine kleine Bierspende bei der Buchung von Fahrkarten und beim Heraussuchen der besten Zugverbindung. Schreibt mir, ich freue mich auf eure Nachricht.
Gepflegte Reisekultur und Bahnhofskneipentouren
Im Langsamfahrt-Podcast von Gregor Börner berichte ich über meine Eisenbahnreisen.
"In diesen böhmischen Kneipen versteht man gerne nur Bahnhof"
Die "Morgenpost am Sonntag" mit einer anschaulichen Doppelseite über meine Bahnhofskneipentouren.
Zugstolz - nach uns die Schiene
In der Wochenzeitung »Die Zeit« wird thematisiert, wie es bei vielen Menschen ein Umdenken einsetzt und Reisen mit dem Zug wieder eine Renaissance erfährt. Im Artikel werden dem geneigten Leser auch meine Intentionen vorgestellt.
Ich war in der Sendung WDR Reisen zu Gast und stand den Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer zum Thema »Reisen mit dem Zug« Rede und Antwort.